Nach meiner Nord-Süd-Tour im vergangenen Jahr habe ich diesmal Deutschland in West-Ost-Richtung durchquert. Start war am 16. April 2016 zuhause in Duisburg am Rhein. Das Ziel war Frankfurt an der Oder an der polnischen Grenze. Ich kalkulierte insgesamt etwa 2 Wochen für die Tour. In Berlin und in Frankfurt wollte ich etwas länger bleiben und buchte deshalb die Rückfahrt mit der Bahn für den 1. Mai. Die Tour führte durch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin.
Insgesamt habe ich an 12 Tagen 834 km zurückgelegt, also durchschnittlich 70 km pro Tag. Die Tagesetappen waren unterschiedlich lang zwischen 35 und 115 Kilometer. Der Zeitplan ging auf. In Berlin konnte ich 2 Nächte und in Frankfurt am Schluss 3 Nächte bleiben.
Die Wetterbedingungen waren nicht immer günstig. Es herrschte zeitweise extremes Aprilwetter mit Sonne, Regen, Hagel und Schnee aber der Wind stand günstig und kam vorherrschend aus Nord-West.
Die fotografische Ausrüstung war wieder äußerst spartanisch: Nikon D90 mit 35 mm Festbrennweite.
Bei der Planung haben mir Reisebeschreibungen und Tracks anderer Radler geholfen. Im Internet finden sich zumindest für Teilstrecken detaillierte Informationen. Den Rest habe ich mit Routenplanern und durch Kartenstudium ergänzt.
Folgende Hilfsmittel halfen mir unterwegs den richtigen Kurs zu finden:
Um die Höhen des Teutoburger Waldes und des Harzes zu umgehen fuhr ich von Duisburg aus zunächst einen nord-östlichen Kurs an die Ems bis Rheine und dann auf Höhe des Mittellandkanals nach Osten. Einen offiziellen Mittellandkanal-Radweg gibt es nicht, man kann aber die Wirtschaftswege nutzen. Die Wege sind allerdings oft schlecht befahrbar. Der Kanal diente mir deshalb nur der groben Orientierung und ich suchte mir oft alternative Strecken. Hinter Wolfsburg ging es durch Sachsen-Anhalt und dann teilweise über den Havelland-Radweg nach Berlin-Spandau. Das Stadtgebiet von Berlin durchfuhr ich mit der Regionalbahn und startete dann in Erkner zu den letzten Etappen nach Frankfurt an der Oder.
Den gesamten Streckenverlauf als Kombination aller Tagestracks biete ich hier zum Download an. Damit lässt sich die Tour detailliert beispielsweise in Google Maps oder Earth nachvollziehen. Ich habe die Tracks benötigt um meine Fotos zu verorten, d.h. nachträglich in Lightroom mit Geodaten zu versehen. Wie das Geotagging funktioniert habe ich hier schon einmal beschrieben. In neueren Lightroomversionen ist das wesentlich einfacher geworden.
Es war nichts vorgebucht. Ich hatte wieder mein Bett&Bike-Verzeichnis vom ADFC in der Tasche. Der Katalog ist zusätzlich in meinem Garmin gespeichert. Das ist recht praktisch weil mir das Navi überall die nächsten Übernachtungsmöglichkeiten im Umkreis anzeigt. Dabei wird nach Entfernung sortiert und auch die Himmelsrichtung angegeben. Oft boten sich vor Ort aber auch ganz andere Möglichkeiten oder ich hatte am Vortag bereits mit meinem 7-Zoll-Tablet potenzielle Übernachtungsadressen recherchiert.
Start zuhause in Duisburg-Rheinhausen und gleich über die Rheinbrücke. Ein merkwürdiger Zufall: Irgendein Schmierfink hat das Ziel meiner Reise auf das Geländer gepinselt. Erstmal gilt die Devise: "Raus aus dem Pott". Die Fahrt geht durch Oberhausen, Essen-Frintrop, Borbeck, Altenessen, Gelsenkirchen-Heßler und Herten. Erst hinter Herten Richtung Marl habe ich das Gefühl, das die "Metropole Ruhr" langsam hinter mir liegt. Es wird ländlicher.
Ab Coesfeld führt eine schnurgerader asphaltierter Radweg bis Rheine. Auch in Rheine übernachte ich wieder in einer Jugendherberge. Ich bin der einzige Gast. Tagesleistung: 74 km.
Hinter Hörstel beginnt der Mittellandkanal. Ich fahre zunächst am Kanal entlang. Etwa 10 km vor Bramsche wird mir das Gerappel zuviel und ich suche mir andere Wege. Ich komme heute bis Ostercappeln und übernachte auf einem Bauernhof. Der Hof liegt weit draußen. Die nächste Gaststätte ist weit entfernt und der Ferienhof bietet nur Frühstück an. Zum Glück gibt es einen Pizzaservice, der mich beliefert.
Von Ostercappeln nach Minden geht es wieder wechselweise mal mit, mal ohne Kanal weiter. Nach 69 km erreiche ich Minden und mache Quartier im Hotel Marienresidenz.
Die Strecke orientiert sich immer noch am Mittellandkanal. Den ersten Fotostopp mache ich am Wasserstraßenkreuz. Hier wird der Mittellandkanal über die Weser geführt. Das Tagesziel sollte eigentlich Hannover sein. In Hannover laufen aber gerade die Vorbereitungen für die Messe und den Besuch von Obama. Ich finde kein freies Bett. Die nächste Unterkunft im B&B-Verzeichnis in östlicher Richtung befindet sich in Lehrte. Es ist ein Naturfreundehaus. Ich rufe dort an und reserviere ein Zimmer. Es sind bis dorthin allerdings noch etwa 40 km zu fahren und so fahre ich am Ende heute fast zwei Tagesetappen. Das Naturfreundehaus liegt einsam am Waldrand. Ich erreiche es am Abend, werde freundlich empfangen und bekomme sogar noch eine warme Mahlzeit. Tagesleistung: 112 km.
Peine kann ich überspringen und weiterfahren in Richtung Wolfsburg. Im Hotel Isenbütteler Hof bekomme ich ein komfortables Zimmer zum Radlerpreis. Tagesleistung: 53 km.
Heute geht's nach Sachsen-Anhalt. Gardelegen ist als Ziel anvisiert. Kurz vor Wolfsburg fahre ich wieder am Kanal entlang bis zum VW-Werk. Vor den Werkstoren sind heute viele Presse- und Fernsehleute versammelt. Die Diesel-Affäre kocht gerade wieder hoch. Hinter Wolfsburg nutze ich wieder den Kanalweg und erreiche schließlich Gardelegen. Unterkunft: Hotel am Rathaus. Tagesleistung: 84 km.
60 km sind es heute bis Tangermünde, einem wirklich netten Städtchen an der Elbe. Hier ist deshalb auch touristisch einiges los. Übernachtung: Hotel Alte Brauerei.
Es sind noch zwei Tagesetappen bis Berlin. Fast wäre ich versucht, in Rathenow zu bleiben, aber es hört auf zu regnen und ich bestelle telefonisch ein Zimmer in Ribbeck auf einem Ferienhof. Tagesleistung: 71 km.
Ich fahre teilweise auf dem Havelland-Radweg und später auf dem Mauer-Radweg nach Berlin-Spandau. Berlin empfängt mich mit Hagel und Schnee. In Spandau will ich möglichst nah am Bahnhof wohnen damit ich von dort aus Berlin erkunden kann. Das Hotel Kallmeyer liegt verkehrsgünstig und ist zudem preiswert. Ich checke ein für 2 Nächte und bummele anschließend durch Spandau. Tagesleistung: 51 km.
Der Tag gehört der Hauptstadt! Ich kaufe mir ein Tagesticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel und surfe mit Regionalbahnen, Straßenbahnen und Bussen durch die Stadt. Unter anderem gesehen:
Die Regionalbahn bringt mich und mein Fahrrad raus aus der Stadt und ich starte in Erkner Richtung Frankfurt. Ich habe noch ausreichend Zeit und beschließe, die restliche Stecke in 2 Tagesetappen aufzuteilen. Für heute reicht es, bis Fürstenwalde zu kommen. Die letzten 15 km dorthin fahre ich auf dem Spree-Radweg. Das örtliche Touristenbüro vermittelt mir eine Übernachtung im Hotel Albena. Tagesleistung: 35 km.
Bis zum Ziel der Reise ist es jetzt nicht mehr weit. Nach 45 km Fahrt erreiche ich Frankfurt an der Oder. Im Touristenbüro frage ich nach einer Pension in zentraler Lage und werde zur Pension Oderblick geschickt. Das war ein guter Tipp! Es ist ein neues Haus direkt an der Oderpromenade mit Balkon zur Oder. Das ist ein guter Platz um etwas zu entspannen und von hier aus auf Erkundungstouren zu gehen. Ich bin hier der erste Radler der Saison. Ich habe ein Bahnticket für die Rückfahrt nach Duisburg am Sonntag. Es ist also noch reichlich Zeit.
Für meine Tour galt mehr denn je: "Der Weg ist das Ziel". An Frankfurt an der Oder hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen. Umso mehr hat mich überrascht was die kleine Stadt zu bieten hat:
Es ist wärmer geworden und es scheint den ganzen Tag die Sonne.
Rückfahrt mit der Bahn. Umsteigen in Berlin-Ostbahnhof und Münster. Die Züge sind einigermaßen pünktlich und ich komme kurz nach Mitternacht auf dem Duisburger Bahnhof an.
Ein Werbeplakat im Spandauer Bahnhof bringt es auf den Punkt. Es gibt keine schönere Art des Reisens. Es war wieder sehr schön, unabhängig und frei mit dem Fahrrad unterwegs zu sein!
RSS-Feed meines Blogs: