In der Vogelfotografie kommt man in freier Wildbahn nicht sehr nahe an die Tiere heran. Um sie ausreichend groß auf dem Kamerasensor abzulichten braucht man meistens ein Teleobjektiv mit sehr langer Brennweite. Das Tamron Telezoom 150-600 mm G2 ist mit einer Endbrennweite von 600 mm recht gut für Wildlife-Aufnahmen geeignet. In Kombination mit einer APS-C-Kamera wie der Nikon D7200 bedeutet das immerhin eine KB-äquivalente Brennweite von 900 mm. Oft reicht aber auch das nicht ganz aus und man muss das fertige Bild am Ende noch beschneiden. In gewissen Grenzen ist das heute dank der hochauflösenden Bilder ohne allzu große Qualitätsverluste möglich. In solchen Fällen wünscht man sich aber dennoch mehr Brennweite um das Motiv von Anfang an formatfüllend abzubilden. Da liegt der Gedanke nahe, sich eines Telekonverters zu bedienen, der zwischen Kamera und Objektiv gesetzt wird. Für das Tamron 150-600 gibt es zwei Konverter, die speziell für dieses Objektiv ausgelegt sind. Das Tamron TC-X14 verlängert die Brennweite um den Faktor 1,4 - das TC-X20 um den Faktor 2. Beide “schlucken Licht“. Der TC-X14 vermindert die effektive Offenblende von 6.3 auf 9. Das bedeutet in der Praxis, dass man häufiger auf höhere ISO-Werte zurückgreifen muss mit negativen Auswirkungen auf das Bildrauschen. Der Autofocus soll bei Blende 9 mit der D7200 noch ganz gut funktionieren. Das ist beim TC-X20 nicht mehr der Fall. Somit bleibt der 2-fach-Konverter ganz speziellen Anwendungen mit statischen Motiven vorbehalten (z.B. Mondfotografie). Die grundsätzliche Frage ist: Lohnt sich die Anschaffung eines Telekonverters wenn man häufiger Bedarf nach längerer Brennweite hat oder führt das Croppen (der Beschnitt) des Bildes zu gleichwertigen oder gar besseren Ergebnissen? Der Einsatz von Telekonvertern - besonders bei mäßig lichtstarken Objektiven wird im Netz sehr kontrovers diskutiert. Vollformat-Fotografen werden vermutlich eher zum Konverter greifen, um den fehlenden Crop-Faktor der APS-C-Kameras auszugleichen. Es sei denn sie verfügen über eine extreme Auflösung, die Spielraum für einen starken Beschnitt lässt.
Den Tamron TC-X14 würde ich gerne einmal testen. Allerdings handelt es sich hier um ein recht teures Zubehör. Der Straßenpreis liegt bei etwa 420 EURO und gebraucht wird er nur sehr selten angeboten. Um überhaupt einmal ein Gefühl für die Arbeitsweise mit einem Konverter zu bekommen habe ich es mit einem alten 2fach-Konverter aus meinem Fundus probiert. Den Kenlock Multi-Coated Auto Tele Converter 2x habe ich einmal für ein paar Euro bei Ebay ersteigert. Der Konverter funktioniert natürlich nur manuell. Ich habe ein Stativ benutzt und versucht, den Schärfepunkt mit Hilfe einer Displaylupe zu finden. Das Ergebnis des Experimentes hat mich überrascht. Es war eigentlich ganz ansehnlich, allerdings nicht besser als der gecroppte Ausschnitt aus dem Bild ohne Konverter. In der Praxis ist der Kenlock-Konverter ohnehin keine Option. Ich sehe kaum eine Aufnahmesituation in der ich auf den Autofokus verzichten kann (Ausnahme: Mondaufnahmen).
Mein vorläufiges Fazit:
Ein 2-fach-Konverter kommt nicht in Betracht weil er - auch in der optisch hochwertigen Qualität des Tamron TC-X20 - nur mit manuellem Autofokus funktioniert. Der Effekt eines 1,4-fach-Konverters lässt sich wahrscheinlich genau so gut durch nachträgliches Croppen erreichen. Ich würde diese These gerne überprüfen wenn ich eine Gelegenheit finde einen Tamron TC-X14 günstig gebraucht zu erwerben .
Update im August 2020:
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