Die DSLR Nikon D850 ist eine hochwertige und vielseitig einsetzbare Kamera. Auch im Bereich Wildlifefotografie hat sie insbesondere mit dem 500mm PF eine hervorragende Bildqualität ermöglicht. Dennoch habe ich jetzt mit dem Kauf der DSLM Nikon Z7 II den Wechsel zur spiegellosen Technik vollzogen. Die Z7 II ist wie die D850 eine Vollformatkamera mit einem 45 Megapixel-Sensor. Beide Kameras genügen auch professionellen Ansprüchen und die Qualität der Bildergebisse liegen auf gleichem Niveau. Es gibt aber systembedingt viele Unterschiede in der Ausstattung und Handhabung der Kamera. Im Vergleich zur D850 stelle ich folgende wichtige Verbesserungen für mich fest, die mich zum Wechsel bewogen haben:
Andererseits hat die D850 mit folgenden Vorzügen gepunktet:
Für mich überwiegen die Vorteile der Z7 II. Die Zukunft gehört den Spiegellosen und eine Weiterentwicklung der DSLRs wird es wohl nicht mehr geben. Der Umstieg wird dadurch erleichtert, dass man mit Hilfe des FTZ-Adapters alle Objektive mit F-Bajonett weiterhin verwenden kann.
Das in Bereiche unterteilte Menü für die Konfiguration der Kamera ist recht umfangreich. Wenn ich bestimmte Einstellungen kontrollieren oder verändern wollte war ich häufig auf der Suche nach der Position in einem der Menüs. Das Blättern auf dem Display hat Zeit gekostet und den Kamera-Akku unnötig beansprucht. Ich habe mir deshalb eine kleine Tabelle mit WPS-Office erstellt, die auch als App auf dem Smartphone funktioniert. Wenn ich im Kopf der Tabelle einen Suchbegriff für die gewünschte Einstellung eingebe wird die entsprechende Zeile markiert und der Hinweis auf das Untermenü und die Posiotion dort mit angezeigt. Wenn der Suchbegriff nicht die korrekte komplette Bezeichnung enthält kann es auch mehrere infrage kommende Suchergebnisse geben. Dann kann ich nach den Treffern filtern und bekomme eine übersichtliche Auflistung.
Stand: 12.03.2023
Die Funktionen der Nikon Z7II und ihr Bedienkonzept habe ich in erster Linie über einschlägige youtube-Videos kennengelernt. Das offizielle Nikon Handbuch zur Kamera (nur noch online erhältich) dient als Nachschlagewerk. Wie man die Möglichkeiten der Kamera für sich nutzen kann und für sich persönlich optimal konfiguriert erschliesst sich damit nicht. Äusserst hilfreich war auch der Austausch im Forum NF-Fotografie zum Thema individuelle Tastenbelegung.
Für die Grundeinstellungen nutze ich die User-Settings mit denen ich 3 verschiedene Standards speichern kann. Ich unterscheide hier nach U1 Wildlife, U2 Personen und U3 Landschaft.
U1 Wildlife
Aufnahme-Modus M in Verbindung mit der ISO-Automatik. Positionierung des Messfeldes mit dem Sub-Wähler oder dem OK-Ring. Mit der AF-On-Taste (Back Buttom Focus) wird fokussiert, in der Regel mit dem voreingestellten Einzelmessfeld. Der AF-Modus steht auf AF-C. Es wird nachfokussiert solange AF-ON gedrückt wird. Wenn erforderlich wird über die Taste Filmaufzeichnung in Kombination mit vorderen Einstellrad auf eine andere Messfeldauswahl (z.B. Dynamisch oder Grosses Messfeld) gewechselt. Für die Belichtungsmessung ist Matrix voreingestellt. Mit der Funktionstaste Fn1 kann bei Bedarf auf Spotmessung umgeschaltet werden. Die Funktionstaste Fn2 speichert die Belichtung wenn nötig.
U2 Personen
Die Standardeinstellung ist "Automatische Messfeldsteuerung (Personen) zur Augen- bzw. Gesichtserkennung. Die Funktionstaste Fn1 ist belegt mit der Umschaltung auf "Motivverfolgung". Nach Drücken der Fn1-Taste kann ich anschliessend das Ziel anvisieren und mit der AF-ON-Taste die Motivverfolgung starten. Mit den Einstellungen kann ich situationsbedingt schnell zwischen den wichtigsten Messfeldssteuerungen bei Aufnahmen von Personen wechseln.
U3 Landschaft
Unter U3 sind Standardeinstellungen für Landschaft, Architektur oder andere statische Motive hinterlegt. Mit der Fn1-Taste mache ich automatische Belichtungsreihen. Mit der Fn2-Taste schalte temporär ich auf ein anderes Bildfeld (z.B. 16:) um die Bildkomposition zu unterstützen.
In der nachfolgenden Tabelle habe ich meine wichtigsten Grundeinstellungen für Fokus und Belichtung zusammengefasst. Für Wildlife gehen sie im Kern auf die Empfehlungen von Steve Perry zurück. Es sind aber auch Ratschläge anderer Fotografen eingeflossen. Die Tabelle dokumentiert den derzeitigen Stand und werden sicher nach weiteren Erfahrungen in der Praxis noch ergänzt oder verändert.
Um jederzeit auf meine festgelegten Einstellungen zurückgreifen zu können habe ich mir die User Settings auf je eine kleine SD-Karte gespeichert. Das Speichern und Zurück-Laden geschieht über das Systemmenu mit "Menüeinstellungen speichern/laden".
Stand: 04.03.2023
Meine Einstellungen im Menü Individualfunktionen "f2 Benutzerdefinierte Bedienelemente" für den Einstieg habe ich ausführlich dokumentiert. Es wird sich in der Praxis erweisen, ob das die optimalen Einstellungen für meine Bedürfnisse sind oder ob Anpassungen erforderlich sind.
Es bedarf einiger Übung um die Z7 II blind zu bedienen und die wichtigsten Einstellungen mit vier Fingern der rechten Hand vorzunehmen ohne das Auge vom Sucher zu nehmen. Mit gut durchdachten Grundeinstellungen und Tastenbelegungen kann man dann aber sehr schnell und flexibel auf veränderte Aufnahmesituationen reagieren.
Der skizzierte Ablaufplan bezieht sich auf mein User Setting U1 für Wildlife-Aufnahmen.
Nach gründlicher Einarbeitung und Einüben der wichtigsten Handgriffe ging es raus in die Natur für die ersten Aufnahmen. Auf der Bislicher Insel rastet wieder eine grosse Anzahl an Wildgänsen auf ihrem Weg in ihr Winterquartier. Sie waren mein Motiv und besonders die Flugaufnahmen waren eine Herausforderung. Ich wollte etwas versuchen, was mir mit der D850 nicht möglich war: Aufnahmen mit dem 500er PF-Objektiv plus 2-fach-Telekonverter, d.h. mit 1000 mm Brennweite und AF. Der Telekonverter reduziert die Blende auf 11. Die D850 lässt sich dann im Sucherbetrieb nur noch manuell fokussieren. Die Z7II hatte keine Probleme mit der automatischen Fokussierung. Die nachfolgenden Aufnahmen wurden alle mit dem Telekonverter gemacht und teilweise zusätzlich noch gecroppt. Überraschend bekam ich auch den rüttelnden Turmfalken ins Visier und ich war froh über meine lange Brennweite.
Die Serienaufnahmen mit einer automatischen Fokusverlagerung für das Stacking in der Nachbearbeitung funktionieren wie mit der Nikon D850 über die Menüsteuerung. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Bei der Spiegelreflex konnte ich das Menü auf dem Display sehen und gleichzeitig durch den Sucher auf das Motiv blicken. Für den Start der Aufnahmereihe konnte ich dann einfach statt des Auslösers auf die OK-Taste drücken. Auf diese Art und Weise waren auch Freihand-Stacks möglich.
Hier das erste Projekt mit dem Sigma 105mm/2.8 Macro an der Z7II und Stacking mit Helicon Focus Pro.
Manchmal kann es sehr hilfreich sein, die Z7II mit einem Smartphone zu verbinden. Je nach genutzter App kann die Koppelung kabelgebunden, per WIFI oder per Bluetooth erfolgen.
Mein Setup: Das Android-Smartphone mit Halterung sitzt mit einem SmallRig auf dem Blitzschuh der Kamera. Damit lässt es sich sehr flexibel positionieren. Die Kabelverbindung erfolgt gegebenenfalls mit dem serienmässigen USB to USB-C Kabel. Zusätzlich wird ein OTG Adapter mit USB-A Buchse auf USB-C Stecker benötigt.
Ich nutze folgende Apps und Funktionen:
1. Nikon Snapbridge
1.1 Über eine Bluetooth-Verbindung schreibt die App die Geodaten in die Bilddateien auf der Speicherkarte der Kamera.
1.2 Gelegentlich lasse ich die automatische Übertragung von 2 Megapixeln grossen JPGs auf das Smartphone im Hintergrund mitlaufen. Das ermöglicht das schnelle Teilen der Bilder im Netz.
Die Live-Vorschau, die Fernsteuerung der Kamera oder die Übertragung von RAW-Dateien funktioniert nur mit WIFI. Die WIFI-Verbindung ist nach meinen Erfahrungen nicht immer stabil. Ich nutze sie deshalb nicht.
2. qDslrDashboard
Im Gegensatz zur Snapbridge bietet qDslrDashboard die Option einer Kabelverbindung. Das ist einfach, spart Akkuleistung und sichert eine stabile Verbindung. Mit dieser App arbeite ich daher, wenn ich eine Live-Vorschau brauche und wenn ich die Kamera fernsteuern möchte.
RSS-Feed meines Blogs: