Grauverlaufsfilter


In der Landschaftsfotografie reicht der Dynamikumfang der Kamera häufig nicht aus, um sowohl den dunklen Vordergrund als auch den hellen Himmel mit einer Aufnahme korrekt zu belichten. Das führt dann oft zu farblosen und ausgebrannten Partien oberhalb des Horizontes. Wenn man im RAW-Format arbeitet kann man das meistens noch in Lightroom oder Photoshop mit dem Verlaufsfilter oder mit partieller Nachbearbeitung korrigieren. Ein anderer Weg wäre die Aufnahme einer Belichtungsreihe mit anschließender Verschmelzung als Exposure Blending oder HDR. Trotz dieser Möglichkeiten in der Nachbearbeitung plädiere ich hier für eine Methode mit der man schon zu Zeiten der analogen Fotografie gearbeitet hat: Man setzt einen neutralen Grauverlaufsfilter vor das Objektiv und gleicht damit schon bei Aufnahme die Helligkeitsunterschiede aus. Das hat folgende Vorteile

  • Es entspricht der Devise: DIRTFT (Do it right the first time), d.h. was man gleich bei der Aufnahme richtig machen kann braucht man hinterher nicht zu korrigieren. Man sieht schon auf dem Kameradisplay ein besseres Ergebnis und die Nachbearbeitung wird einfacher und schneller.
  • Man erhält besseres Ausgangsmaterial für eine nachträgliche Bearbeitung. Völlig ausgebrannte Stellen, die nicht zu reparieren sind, lassen sich vermeiden.

Es gibt Grauverlaufsfilter in verschiedenen Dichten mit weichem oder relativ hartem Verlauf. Der weiche ND8-Filter wird vermutlich am häufigsten eingesetzt. Er dunkelt den Himmel um bis zu 3 Blendenstufen ab. Am besten funktioniert das bei geraden Horizonten, also beispielsweise am Meer oder bei flachen Landschaften. Wenn einzelne Bildteile in den Himmel ragen, die nicht abgedunkelt werden sollen, kommt man an einer partiellen Nachbearbeitung oft nicht vorbei. Man kann auch einen Polarisationsfilter verwenden, der das Blau im Himmel verstärkt.

Grauverlaufsfilter gibt es in allen Preislagen, vom billigen China-Set bis zur hochwertigen Profiausführung. Es empfiehlt sich in jedem Fall einen Rechteckfilter und keinen Schraubfilter zu kaufen damit man den Verlauf in der Höhe anpassen kann. Der  ZOMEI-ND8-Verlaufsfilter  kostet etwa 20 €. Man kann den Filter einfach mit der Hand vor das Objektiv halten. Komfortabler sind Filterhalter mit einem passenden Ring für das Objektiv. 

Für den ersten Test habe ich Vergleichs-aufnahmen mit und ohne Grauverlaufsfilter gemacht. Die Verbesserung ist deutlich sichtbar. Ein Farbstich, wie er bei manchen Filtern vorkommen kann,  ist nicht erkennbar. 

Mit der zusätzlichen Verwendung des Verlaufsfilters in Lightroom ließ sich das Ergebnis noch verbessern. Vielleicht hätte ich den Filter tiefer setzen oder mit einem stärkeren Filter (ND16 = 4 Blendenstufen) arbeiten sollen. Die Versuche werden fortgesetzt.

 

ohne Filter

mit Grauverlaufsfilter ND8 

mit Grauverlaufsfilter ND8

und Lightroom-Verlaufsfilter (minus 1 Blendenstufe mittig)

 


Nachtrag:

 

Inzwischen habe ich mir doch einen Filterhalter mit einem Adapterring für ein 67mm-Filtergewinde besorgt. Es sind keine Cokin- oder Lee-Originalteile. Dafür musste ich bei eBay aber auch nur 11,15 € investieren und die Teile passen und erfüllen ihren Zweck. Mit einem zusätzlichen ND16-Verlaufsfilter bin ich jetzt auch für extremere Kontraste gerüstet.