In einem früheren Beitrag habe ich mich schon einmal mit dem Thema Graufilter beschäftigt und Beispiele für Aufnahmen von bewegten Objekten mit einigen Sekunden Belichtungszeit gezeigt. Dabei habe ich mit dem ND16 in Verbindung mit einem Polarisationsfilter gearbeitet. Jetzt habe ich mir zusätzlich einen stärkeren Filter angeschafft, der mir auch bei Tageslicht lange Belichtungszeiten von mehreren Minuten erlaubt. Das eröffnet interessante Möglichkeiten wie zum Beispiel die hier gezeigten Aufnahmen von bewegten Wasserflächen.
Tipp: Ein ND-Filter muss nicht kostspielig sein. Meinen ND-1000 Schraubfilter aus Glas habe ich für unter 10 Euro bei eBay erstanden. Bei solchen Angeboten lohnen sich Experimente mit Kunststoffscheiben oder Bastellösungen mit Schweißglas ganz sicher nicht.
Jeder ND-Filter schluckt Licht und die Belichtungszeit muss entsprechend verlängert werden. Auf die Belichtungsautomatik ist bei derart starker Abdunkelung kein Verlass. Der Verlängerungsfaktor beträgt zum Beispiel für den ND-1000 lt. Herstellerbeschreibung 10 Blendenstufen. D. h. die für eine Aufnahme ohne Filter gemessene Belichtungszeit muss demnach 10 mal verdoppelt werden.
Um nicht jedes mal neu rechnen zu müssen habe ich mir für meine Filter eine Tabelle erstellt. Die Belichtungszeit bei Verwendung eines Filters errechnet sich in der Excel-Tabelle nach einer einfachen Formel. Bei Verwendung mehrerer ND-Filter übereinander müssen die Blendenwerte addiert werden. Die Tabelle bildet eine recht große Spanne ab. In der Praxis sind eigentlich nur wenige Zeilen davon im mittleren Bereich relevant.
Die ausgedruckte Tabelle habe ich in der Filtertasche immer dabei. Das halte ich persönlich für die einfachste Lösung. Wer lieber unterwegs mit einer App arbeitet kann sich aber auch eines der zahlreichen Fototools besorgen, die einen ND-Rechner beinhalten.
Der Blendenstufenfaktor eines ND-Filters ist häufig sehr ungenau und daher empfiehlt sich eine Kalibrierung. D.h. der Wert wird durch eine Versuchsreihe ermittelt. Ich bin nach der Beschreibung von Achim Sieger folgendermaßen vorgegangen:
1. Aufnahme einer weißen Fläche, ohne Filter, Belichtung auf mittleren Grauwert durch Kontrolle des Histogramms.
2. Aufnahme mit Filter, Belichtung mit theoretischen Verlängerungsfaktor lt. Tabelle.
3. Belichtung solange korrigiert bis das Histogramm etwa deckungsgleich mit der Aufnahme ohne Filter war.
4. Aus der Tabellenformel den Blendenwert ermitteln, der zu der gefundenen Belichtungszeit führt.
Das Ergebnis: Für mein Exemplar des ND-1000 muss ich mit einem Blendenwert von 10,4 rechnen. In diesem Fall beträgt die korrekte Belichtungszeit also nicht 34 sondern 45 Sekunden.
Anmerkung: Die Testreihe wurde mit automatischem Weißabgleich gemacht. Wie man sieht ist die Aufnahme nicht farbneutral sondern etwas blaustichig. Die Farbverschiebung lässt sich aber leicht bei der RAW-Entwicklung korrigieren.
Die ersten Bilder mit dem ND-1000 habe ich am Rhein gemacht. Die Belichtungszeit betrug 27 Sekunden und 1/50 Sekunde für die Vergleichsaufnahmen ohne Filter.
Durch die Langzeitbelichtung entstehen Aufnahmen mit einem völlig anderen Charakter. Die Wasserfläche wird weich und gleichmäßig. Die Rheinbrücke kommt viel besser zur Geltung weil der Vordergrund ruhiger ist und nicht ablenkt. Das Bild von den mit Wasser umspülten Steinen wirkt fast mystisch.
alle Aufnahmen ohne Filter:
1/50 Sek. f/20 ISO100
alle Aufnahmen mit ND-1000:
27 Sek. f/20 ISO100
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