Lichtsetups für Portraitaufnahmen


 

Das ist Trudy. Sie wird mir als geduldiges Model zur Verfügung stehen um verschiedene Lichtsetups im Studio für Portraitaufnahmen auszuprobieren. Diesen Perückenkopf kann man zum Beispiel hier kaufen. Kopfform, Gesichtszüge und Hauttöne wirken recht natürlich und in ihren Glasaugen bekommt man sogar realistische Lichtreflexe.

 

Mein kleines Studio ist für den Anfang wie folgt ausgestattet:

  • 1 Systemblitz Nikon SB600
  • 1 Systemblitz YongNuo YN-460
  • 2 Lampenstative
  • 2 Durchlichtschirme
  • Funkauslöseset Phottix Strato mit 1 Auslöser und 2 Empfängern
  • farbige Hintergrundtücher schwarz, weiss und grün
  • Styroporplatten als Aufhellreflektor
  • Kamerastativ

Ich werde das 16-85mm-Objektiv an der Nikon D5300 einsetzen und nach der Doppel-M-Strategie arbeiten. Das bedeutet: Manuelle Kamera- und Blitzsteuerung ohne Einsatz von iTTL-Steuerung und ohne Nikons CLS (Creative Lighting System). Nach ausgiebigem Studium von Fachliteratur, Blogbeiträgen und Videoturorials zu dem Thema wurde mir klar, das Automatiken bei der kreativen Gestaltung im Studio keinen Sinn machen.

 

Zum Starten der interaktiven 360*180°-Darstellung bitte in das Bild klicken.

 

Die Theorie

Die theoretischen Grundlagen der Blitz- und Studiofotografie lassen sich natürlich nicht in wenigen Sätzen ausdrücken. Ich versuche trotzdem ganz kurz mit meinen Worten zusammenzufassen worauf es im wesentlichen ankommt. Dieses Kapitel kann nur eine Übersicht und einen ersten Einblick geben. Für nähere Informationen gibt es ausreichend andere Informationsquellen.

 

Patentrezepte für die "richtige Ausleuchtung" von Portraitaufnahmen gibt es nicht. Man muss wissen wie man die geeignete Lichtsituation herstellt um den gewünschten Effekt im Bild zu erreichen. Bei Einsatz von Blitzgeräten im Studio sind die beeinflussbaren Parameter im wesentlichen:

 

  • Auswahl der Lichtformer (zum Beispiel Aufsteckblitz ohne Vorsatz, Durchlichtschirm, Softbox usw.)
  • Positionierung und Ausrichtung der Lichtquellen zum Hauptmotiv und zum Hintergrund
  • Auswahl und Positionierung des Hintergrundes
  • Regulierung der Blitzleistung und des Abstrahlwinkels
  • Kameraeinstellungen Zeit, Blende und ISO

 

Es ist wichtig zu wissen wie sich weiches Licht von hartem Licht unterscheidet und wie man es erzeugt. Ganz kurz und vereinfacht gesagt: Weiches Licht minimiert die Schatten um bringt eine gleichmässigere Ausleuchtung. Das Licht ist umso weicher je grösser die Abstrahlfläche einer Lichtquelle im Verhältnis zum Motiv ist. Deswegen erreicht man im Studio das weicheste Licht mit einer sehr grossen Softbox, die möglichst nahe am Motiv steht. Das andere Extrem für hartes Licht ist ein Reflektor mit gerichtetem Licht, der aus grösserer Entfernung strahlt. Dazwischen sind viele Abstufungen und natürlich Mischformen mit mehreren Lichtquellen möglich.

 

Über die Verschlusszeit der Kamera kann man steuern, wieviel Umgebungslicht eingefangen wird. Damit lässt sich regeln wie hell oder dunkel der Hintergrund im Bild erscheint. Für das Blitzlicht ist die Verschlusszeit ohne Bedeutung solange sie sich oberhalb der sogenannten Blitzsynchronzeit bewegt. Die Stellschrauben für die Helligkeit des Hauptmotives sind: Blitzleistung, Abstrahlwinkel und Entfernung zum Motiv. Zur Entfernung muss man wissen: Das Licht nimmt im Quadrat der Entfernung ab, d.h. zum Beispiel bei einer Verdoppelung der Entfernung kommt nur noch 1/4 des Lichtes an. Das entspricht 2 Blendenstufen. Mit den Einstellwerten für Blende oder ISO beeinflusst man das ganze Bild.

 

Die Praxis

Mit diesen theoretischen Kenntnissen ist man für eigene Experimente gerüstet. Es ist wie bei allen fotografischen Aufgaben. Am Anfang steht die Bildidee, d.h. man muss sich darüber im Klaren sein welche Wirkung man erzielen möchte. Lichtsetzung und Kameraeinstellungen finden sich dann schrittweise durch Probeaufnahmen, Kontrolle des Ergebnisses und behutsame Korrekturen. Solange bis man über ausreichend eigene Erfahrungen verfügt können die Beschreibungen bewährter Setups anderer Fotografen  dabei helfen. Man findet im Internet eine Fülle von praktischen Beispielen - im Idealfall mit allen technischen Daten und einer kompletten Lichtaufbau-Skizze. Darunter sind einige Standardsetups die offenbar sehr häufig genutzt werden. Auf der Grundlage dieser bewährten Klassiker werde ich zunächst arbeiten und die Ergebnisse zusammen mit dem Lichtsetup hier dokumentieren.

 

M e i n e   S e t u p s

1. Hochfrontales weiches Licht, weisser Hintergrund


2. Hochfrontales weiches Licht, schwarzer Hintergrund


3. Rembrandtlicht

 

Wenn das Licht von einer Lichtquelle seitlich etwa im Winkel von 45° kommt entsteht das dramatische Rembrandtlicht. Eine Gesichtshälfte liegt dabei im Schatten und es bildet sich das typische helle Dreieck unter dem Auge.


4. Seitenlicht plus Haarlicht

Hier geht es um ein Seitenlicht (90°) plus Effektlicht für das Haar. Die Kunstfaserperücke bringt dabei etwas übertriebene Reflexionen hervor. In einer Variante des Grundsetups kam zusätzlich ein Reflektor zum Einsatz zur leichten Aufhellung der Schattenseite.

 

Das Haarlicht habe ich mit diesem DIY Grid Snoot gesetzt.

nur Seitenlicht

nur Haarlicht

Seitenlicht + Haarlicht


Seitenlicht + Haarlicht + Reflektor

Freistellung


 

In verschiedenen Variationen des oben beschriebenen Setups habe ich einmal Selbstportraits versucht.

 

Bild 1

Bild 3

Bild 2

Bild 4

 

 

 

Bild 1 und 2  sind mit einem seitlichen Leuchtschirm plus Reflektor auf der Gegenseite ausgeleuchtet.

 

Bei den Bildern 3 bis 5 kommt der Spot mit dem Grid Snoot von hinten links dazu. Das gibt etwas Kontur und Haar- bzw. Bartlicht.

  

Bild 5