APS-C oder Vollformat?


Welche Sensorgröße ist die richtige - 24x36mm Vollformat oder APS-C/DX mit einer knapp halb so großen Fläche? Die Frage ist natürlich nicht allgemein zu beantworten. Beide Formate und die dazu gehörigen Kameras haben Vor- und Nachteile. Ich beurteile das hier einmal aus der Perspektive der Vogelfotografie. Die Anforderungen an das Gesamtsystem Kamera plus Objektiv ist natürlich auch hier: Man möchte möglichst detailreiche, scharfe und rauscharme Aufnahmen haben. Auf welchem Niveau man sich hier bewegen muss hängt vom Verwendungszweck ab. Die Ansprüche steigen beispielsweise wenn man große Ausdrucke braucht. In der Wildlife- oder Vogelfotografie kommt ein entscheidender Aspekt hinzu: Die Motive sind in der Regel weit entfernt und man braucht lange Telebrennweiten und/oder die Möglichkeit ohne allzu große Verluste zu beschneiden. Viele Fotografen arbeiten im Vollformat und croppen anschließend sehr stark. Ich will einmal der Frage nachgehen, wieviel Spielraum man dafür hat. Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist mein derzeitiges Equipment: Nikon D7200 (APS-C-Kamera mit 24 MP) plus Tamron 150-600 mm G2. Ich vergleiche - rechnerisch - anhand der Kameradaten mit 2 Vollformat-Kameras hinsichtlich der erreichbaren Brennweite bzw. des Crop-Faktors. Dabei setze ich 16 MP als Mindestauflösung an. Das reicht für Ausdrucke im Format DIN A 3. Andere Kriterien, die qualitative Unterschiede bedeuten bleiben einem Praxistest vorbehalten. Auch die Frage, ob es sinnvoll ist an der Vollformatkamera einen Telekonverter zu benutzen - sozusagen als Ersatz für den APS-C-Crop-Faktor - kann hier nicht theoretisch geklärt werden. 

 

Die Grafik zeigt die Auflösung  in Megapixel in Abhängigkeit vom Crop-Faktor durch nachträglichen Beschnitt. Die Nikon Vollformatkameras lassen sich auch im DX-Format betreiben. Der Cropfaktor von 1,5 hat dann die gleichen Auswirkungen.

 

 

 

 

Folgende Aussagen lassen sich aus den Daten ableiten:

 

D7200 (APS-C)

Der APS-C-Crop-Faktor von 1,5 verlängert die Brennweite von 600 mm auf 900 mm  (KB-äquivalent) bei voller Auflösung von 24 MP. Wenn 16 MP nicht unterschritten werden sollen ist noch ein Beschnitt entsprechend 1100 mm (Faktor 1,2) möglich.

 

D800 (Vollformat)

36 MP bis 600 mm Brennweite. 24 MP bei 730 mm (Faktor 1,2). Bei Beschnitt entsprechend 900 mm wie bei der APS-C-Kamera (Faktor 1,5) bleiben noch 16 MP.

 

D850 (Vollformat)

Die volle Auflösung von 46 MP hat die D850 nur bei 600 mm Brennweite ohne Beschnitt. Auf einen Ausschnitt, der einer Brennweite von 840 mm (Faktor 1,4) entspricht könnte ich croppen um eine mit der D7200 identische Auflösung von 24 MP zu erreichen. Etwa 20 MP verbleiben noch, wenn ich auf 900 mm wie bei APS-C (Faktor 1,5) croppe. Bis etwa 1000 mm (Faktor 1,7) könnte ich gehen um noch 16 MP zu erhalten.

 

Meine vorläufigen Schlußfolgerungen: 

 

Aufnahmen aus großer Distanz sind  wohl am besten mit langen Brennweiten an einer APS-C-Kamera zu realisieren. Die Vollformat-Kameras bieten hohe Auflösungen - es fehlt aber der Crop-Faktor. D.h. man muss näher an das Motiv heran für eine einigermaßen formatfüllende Abbildung. Zwar bietet die hohe Auflösung der Vollformatkameras noch einige Reserven für den nachträglichen Beschnitt, aber dabei verliert man sehr schnell wieder an Auflösung. Wenn ich beispielsweise eine Aufnahme mit der D800, die 36 MP hat auf den APS-C-Ausschnitt croppe, dann bleiben nur noch 16 MP übrig. Das gleiche gilt auch, wenn man bereits mit der Vollformatkamera im DX-Modus fotografiert.

 

Juli 2020 


 

Hinweis:

Der Naturfotograf Rolf Müller hat sich ebenfalls mit dem Thema  "APS-C  v.s. Vollformat "  aus der Sicht der Vogelfotografie"  auseinandergesetzt. Er hat Vergleichsaufnahmen gemacht und zeigt die Unterschiede auf anhand von praktischen Beispielen.  Hier ist der Link zu seiner Seite: