Pole-Panorama mit der Action-Cam

die SJCAM SJ4000 WiFi auf dem Hochstativ für ein Kugelpanorama


Das Projekt:

Aufnahmen oberhalb der gewohnten Sichthöhe bieten oft die interessantere Perspektive. Ich habe mir daher eine Teleskopstange angeschafft um mit der Kamera etwas höher hinauf zu kommen. Bis 6 Meter Höhe kann ich so erreichen. Das liegt noch unterhalb dessen was man als Luftaufnahme bezeichnet. Man gewinnt aber wesentlich mehr Übersicht und besonders bei Kugelpanoramen hat man schon  wenige Meter über dem Boden ganz andere Blickwinkel. Grössere Höhen sind natürlich heute die Domäne der Quadrokopter. Die Teleskopstange (auch Pole genannt) hat aber durchaus noch ihre Berechtigung. Sie ist so gut wie überall einsetzbar, auch dort wo Fluggeräte verboten sind.

 

Mit meiner DSLR und einem Fisheye habe ich schon einige Kugelpanoramen vom Hochstativ aus gemacht.

Das Problem bei diesem Equipment: Mit der Nikon D5300 plus Sigma 8mm Fisheye und Nodalpunktwinkel hat man etwa 1 kg Gewicht auf der Spitze auszubalancieren. Bis 4 Meter ging das bei Windstille und starken Nerven bisher immer gut. 


 

 

Für diesen Projekt habe ich die kleine Action-Cam DJ4000 auf die Teleskopstange montiert um einmal auszuloten, ob man auch damit zu brauchbaren Ergebnissen kommen kann. Mit diesem Leichtgewicht konnte ich auch die maximale Höhe meiner Teleskopstange von 6 Metern ausschöpfen. Einen Nodalpunktadapter braucht man in der Höhe nicht. So ganz genau lässt sich die Kamera ohnehin nicht positionieren, die Schwankungsbereiche sind schon recht gross. Da aber keine unmittelbaren Vordergrundbereiche im Bild sind kann das Stitchingprogramm das in der Regel ganz gut ausgleichen. Die Kamera habe ich einfach mit einem Winkel befestigt um Hochformataufnahmen in  2 Reihen machen zu können.


Drei Teleskopelemente werden ausgezogen und fixiert. Am Ende ist eine Gesamthöhe von 6 Metern erreicht.


Der Stab wird mit Hilfe einer Libelle senkrecht ausgerichtet


Eine Scheibe mit 60°- Einteilung und ein Stift am Stab geben Orientierung für die Drehung.


Das Auslösen der Kamera sollte eigentlich per WiFi mit dem Tablet erfolgen. Dann hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, Belichtungskorrekturen für Einzelaufnahmen vorzunehmen. Leider war die Verbindung nicht stabil. So musste ich mit der Intervallauslösung arbeiten. Ich habe die Kamera so eingestellt, das sie alle 5 Sekunden ein Bild macht. Das führt natürlich dazu, das man später aus einer grossen Anzahl Bilder die richtigen heraussuchen muss.

 

 

Die SJ4000 hat ein extremes Weitwinkel aber kein echtes Fisheye. Es sind daher 2 Aufnahmereihen nötig um vertikal 180° abzudecken. Für die erste Reihe mit 6 Aufnahmen im  Abstand von 60° war die Kamera um etwa 45° nach unten geneigt. Die obere Reihe wurde etwa 45° nach oben geneigt aufgenommen.

 

Um eine möglichst gute Nadirabdeckung zu bekommen habe ich zusätzlich 2 Aufnahmen nach unten gemacht.

 

Vor dem Stitching war eine Bearbeitung der Einzelbilder mit Lightroom unerlässlich. Die DJ4000 hat keinen Modus für eine manuelle Belichtungseinstellung. Die Automatik führt natürlich zu krassen Fehlbelichtungen in Gegenlichtsituationen. Mit Lightroom habe ich das korrigiert und zusätzlich noch alle Einzelaufnahmen mit SNS-HDR bearbeitet. Panoramastudio 2 Pro hat anschliessend die Einzelbilder problemlos und fast fehlerfrei zusammengefügt.

 

 

Das nebenstehende Bild zeigt die Transformation der equirectangularen Darstellung (siehe Bild oben) in ein horizontales Kreuz mit Pano2VR. Wie man sieht ist die Lücke im Nadirbereich aufgrund der grossen Höhe sehr klein. Auch der Himmel  ist durch einfaches Stempeln leicht zu füllen. Durch eine stärkere Neigung nach oben bei der Aufnahme wäre dieser Bereich sicher noch zu minimieren. Ich habe in diesem Fall aber mehr Wert gelegt auf Sicherheit, d.h. einen grossen Überschneidungsbereich mit der unteren Reihe.

Fazit: 

Das Experiment ist durchaus gelungen. Für eine derartig winzige Kamera mit nur knapp 60 Gramm Eigengewicht ist die Qualität erstaunlich gut. Die Action-Cam erschliesst dem Fotografen ganz neue Möglichkeiten. Das gilt auch für die Panoramafotografie. Es ist natürlich problematisch das man (bei diesem Modell) die Automatik nicht ausschalten kann. Um das einigermassen auszugleichen ist mehr Aufwand bei der Bearbeitung nötig.

Die Action-Cam ist sicher kein vollwertiger Ersatz für eine DSLR mit einem hochwertigen Objektiv. Sie kann aber in bestimmten Situationen eine gute Alternative sein. Die gefahrlose Positionierung auf einem 6 Meter hohen Stab ist ein Beispiel dafür.