Der Reproduktionsfotograf, auch Reprofotograf genannt, war früher ein Ausbildungsberuf in der graphischen Industrie. Es war ein spezielles fotografisches Fachgebiet mit dem Schwerpunkt der reproduzierenden technischen Aufbereitung von Bildern für die Druckformherstellung. Von den Originalvorlagen musste der Reprofotograf Farbauszüge erstellen und je nach Druckverfahren auch rastern. Inzwischen haben sich die Fertigungsprozesse bei der Herstellung von Druckerzeugnissen grundlegend gewandelt und es sind völlig neue Berufsbilder entstanden.
Meine Arbeitsgeräte waren wahrhaftig große Kameras. Die modernsten davon erstreckten sich über zwei Räume. Der Vorlagenhalter, die Beleuchtung und das Objektiv befanden sich im sogenannten Hellraum, im Dunkelraum dahinter die Mattscheibe, die einklappbare Saugplatte für große Planfilme und das Cockpit für alle Einstellungen. Ebenfalls im Dunkelraum standen die Entwicklungsbäder. Heute kann man die großen Reproduktionskameras der Fa. Klimsch nur noch im Museum wie zum Beispiel in der Sammlung Kurt Tauber bewundern.
Ich erinnere mich noch gut an den praktischen Teil meiner Gehilfenprüfung. Es wurden zwei ganz unterschiedliche Arbeitsproben verlangt.
Aufgabe 1: Eine gegenständliche Aufnahme mit einer Linhof-Großformatkamera. Motiv: Buch mit Brille. In solchen Dingen war ich eigentlich ungeübt weil es nicht zu meinen täglichen Aufgaben gehörte. Es ist mir wohl dennoch gelungen, eine scharfe und korrekt belichtete Aufnahme abzuliefern. Die künstlerische Gestaltung war kein Bewertungskriterium.
Aufgabe 2: Ich bekam das Foto einer Maschine als Diapositiv und sollte es vor einem neutral grauen Hintergrund freistellen. Dazu war im ersten Schritt auf fotografischem Wege eine Maske herzustellen, die dann manuell mit Abdecklack nachgearbeitet werden musste. Mit Photoshop wäre das heute viel einfacher, aber das Prinzip der Masken- und Ebenentechnik ist eigentlich dasselbe.
In meiner dreijährigen Lehre Ende der sechziger Jahre habe ich mein fotografisches Basiswissen erworben. Im Ausbildungsplan standen u.a. die optischen und fotochemischen Grundlagen der Fotografie. Es liegt zwar fast ein halbes Jahrhundert zurück, aber vieles davon hat auch im digitalen Zeitalter durchaus noch Gültigkeit. Beruflich bin ich später ganz andere Wege gegangen, aber privat habe ich mich fotografisch weiter entwickelt und den Anschluß an die digitale Welt gefunden.
RSS-Feed meines Blogs: